So schlecht ist die Erntebilanz 2024
Landwirte sprechen von "doppelter Enttäuschung"
BERLIN (dpa) - Anfang Juli waren noch knapp durchschnittliche Getreidemengen erwartet worden. Doch die Erwartungen trübten sich ein. Und auch an anderen Stellen ist laut Bauernpräsident Rukwied die Frustration groß.
Der Deutsche Bauernverband zieht eine negative Bilanz der Ernte in diesem Jahr. «Die Landwirte sind enttäuscht. Die Erträge liegen unter denen der Vorjahre», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied im ZDF-Morgenmagazin. Er spricht von einer doppelten Enttäuschung, da das Preisniveau auch deutlich unter dem der Vorjahre liege. «Die Frustration in der Landwirtschaft ist nach dieser Ernte, die dann auch noch durch immer wiederkehrende Niederschläge unterbrochen wurde, doch stark.»
Es gebe seit zehn Jahren rückläufige Erträge bei Getreide und bei Raps, sagte Rukwied. Die Qualitäten seien rückläufig. Dies hänge zum einen mit dem Klimawandel zusammen und zum anderen auch mit politischen Vorgaben. «Wir dürfen in manchen Gebieten nicht mehr bedarfsgerecht düngen, können die Pflanzen vor Schädlingen und Infektionen nicht mehr so schützen», sagte der Bauernpräsident.
Kein Preisanstieg für Verbraucher erwartet
Trotz der schlechteren Ernte erwartet Rukwied keinen Preisanstieg für Verbraucher. «Davon gehe ich im Moment nicht aus.» Die Lebensmittelpreise seien über Jahrzehnte der Stabilisator bei der Inflation gewesen. Zwischen 2022 und 2023 habe es einen deutlichen Preisanstieg bei Lebensmitteln gegeben. «Unsere Preise sind mittlerweile wieder auf einem nicht zufriedenstellenden Niveau angelangt, und unser Anteil am Endpreis nimmt ständig ab», sagte Rukwied.
In den vergangenen Wochen hatte Regen die Mähdrescher in vielen Regionen Deutschlands immer wieder ausgebremst. Zum Ernte-Auftakt Anfang Juli waren knapp durchschnittliche Getreidemengen erwartet worden. Die Erwartungen trübten sich dann aber ein.
Mit Blick auf die Proteste der Landwirte in Deutschland und Europa vor einigen Monaten sagte Rukwied, es seien «ungerechtfertigte Steuererhöhungen» verhindert worden. «Wir haben in Europa die agrarpolitische Agenda gedreht.» In Deutschland aber würden ständig neue Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht, die nicht praktikabel und praxisfremd seien. Die Frustration sei groß: «Da müssen wir nachjustieren.»
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