Praxis-Gewalt
Wie sicher sind unsere Ärzte?

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SPENGE/HANNOVER (dpa/mue) - Die Praxis sei ein geschützter Raum, sagt Hausarzt Andreas Schimke - dort würden «Dinge besprochen, die sonst nirgends besprochen werden». Ein Schutzraum nur für Patienten? Keineswegs, auch für Arzt oder Ärztin, betont der Mediziner aus Spenge in Nordrhein-Westfalen. «Das darf nicht missbraucht werden, nicht vom Arzt und auch nicht vom Patienten.»

Die Realität sieht allerdings manchmal anders aus: Ende Januar wird der 54-Jährige in seiner Praxis von einem Patienten bewusstlos geschlagen, «unvermittelt, unvorbereitet, aus meiner Sicht auch grundlos». Die Polizei ermittelt. Und: Es ist offensichtlich kein Einzelfall: Erst gestern bedroht im Düsseldorfer Uni-Klinikum ein Mann einen Arzt mit einem Messer und wird daraufhin von einem Polizisten angeschossen, nachdem ein Elektroschockgerät wirkungslos bleibt. Der Schuss trifft sein Bein, er wird notoperiert. Ein Allgemeinmediziner aus dem Landkreis Wolfenbüttel wiederum sagt der «Braunschweiger Zeitung»: «Es ist nicht mehr auszuhalten.» Beleidigungen seien an der Tagesordnung, er denke darüber nach, aufzuhören. Schimke sagt zu der Attacke: «Das macht mich fassungslos.» Er habe erhebliche Gesichtsverletzungen erlitten, leide unter Schmerzen, sei über mehrere Stunden im Krankenhaus behandelt worden und falle zwei Wochen am Arbeitsplatz aus. Von bleibenden Schäden sei glücklicherweise nicht auszugehen. Der Täter habe außerdem gedroht, ihn und seine Familie umzubringen. Mehr will er unter Hinweis auf seine ärztliche Schweigepflicht zu dem Vorfall nicht sagen.

Strafrecht verschärfen, Hemmschwelle erhöhen

Was aus seiner Sicht ohnehin schwerer wiegt: «Ich wundere mich über fehlende Konsequenzen, als der Geschädigte fühle ich mich nicht wirklich vertreten vom System.» Nach Angaben der Polizei in Herford wird der mutmaßliche Täter, ein 24-Jähriger, fachärztlich begutachtet, ist aber weiter auf freiem Fuß. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur kommt der 24-Jährige nur vorübergehend in eine Psychiatrie, auch eine zweite Untersuchung ändert daran nichts. Zwar fahre die Polizei Streife vor seiner Praxis, sagt Schimke. Aber: «Ich fühle mich nicht in ausreichendem Maße geschützt.» Sein Eindruck sei, dass sich etwas tue in der Gesellschaft - und man in einer Gesellschaft, die zunehmend verrohe, die Hemmschwelle erhöhen müsse. Sein Vorschlag: Das Strafrecht verschärfen. Hausärzte, Klinikärzte und Beschäftigte in Praxen sollten in den Paragrafen 115 des Strafgesetzbuchs aufgenommen werden.

Ein Gesetzentwurf der gescheiterten Ampel-Koalition sollte zudem mit einer leichten Verschärfung des Strafrechts unter anderem Rettungskräfte besser vor Gewalt schützen. Allerdings: Nach Angaben des Bundesjustizministeriums dürfte mit einem Abschluss des Gesetzgebungsvorhabens angesichts des vorzeitigen Endes der Legislaturperiode nicht mehr zu rechnen sein. Dennoch: Die Regelung müsse «um alle in der direkten Patientenversorgung tätigen Berufsgruppen» erweitert und von einer neuen Bundesregierung beschlossen werden, mahnt Marion Charlotte Renneberg, Hausärztin und stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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