Rätselhafte Erdbebenserie in Santorini
UPDATE 3: Zwei Drittel der Einwohner abgereist - Vulkan wird aktiv

Rettungskräfte sind bereits vor Ort - nun heißt es Abwarten. | Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa
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  • Weiterhin bebt es auf der wunderschönen Ferieninsel in Abständen von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde. 
  • Wann und vor allem wie wird das unheimliche Phänomen in der Ägäis enden?

UPDATE 3 / 5. Februar

Wegen der Erdbebenserie in der Ägäis jagt in Griechenland eine Krisensitzung die nächste. Manche Experten glauben, dass es bald Entspannung gibt - andere nicht.

Santorini/Athen (dpa) - Wissenschaftler haben beim Vulkan der Urlaubsinsel Santorini Aktivität festgestellt. «Es gibt eine leichte seismisch-vulkanische Erregung», sagte Geologe Dimitris Papazachos bei einer Krisensitzung des griechischen Bürgerschutzministeriums anlässlich der unheimlichen Erdbebenserie in der Region. Diese seien jedoch nicht ursächlich für die anhaltenden Erdbeben, wegen derer mittlerweile gut zwei Drittel der Inselbewohner aufs Festland geflohen sind.

Zu der Erdbebenserie, die seit fast zwei Wochen unablässig die Inseln Santorini, Ios, Amorgos und Anafi erschüttert, gibt es weit auseinanderklaffende Ansichten der Experten. Der Seismologe Akis Tselentis etwa vertrat zuletzt in griechischen Medien die Ansicht, die Erdbeben seien auch durch die Vulkane bedingt. Die Geologin Evi Nomikou von der Athener Uni widerspricht: Die Erdbeben hätten tektonische Ursachen, sagte sie bei der Krisensitzung. Offen blieb, ob umgekehrt die zahlreichen Erdbeben Ursache für die nun festgestellte Aktivität des Vulkans sein könnten.

Ruhe bewahren, Anweisungen befolgen

Wegen der andauernden Erdbebenserie nordöstlich der Ferieninsel Santorini haben mittlerweile zwei Drittel der rund 16.000 Einwohner die Insel verlassen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat die Bewohner dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren und unbedingt den Anweisungen der Behörden zu folgen. Aus Sorge vor Plündereien werden die leeren Gassen der Ortschaften verstärkt von der Polizei kontrolliert, berichtete der Nachrichtensender ERTnews.

Das Ministerium für Bürgerschutz verstärkte derweil die Einsatzkräfte auf den betroffenen Inseln. Feuerwehrleute, aber auch Rettungskräfte mit Suchhunden sind vor Ort, ebenso Mitarbeiter der Elektrizitätswerke, die im Falle eines Stromausfalls nach einem starken Beben große Generatoren betreiben können.

Mögliche Szenarien

Weiterhin bebt die Erde im Minuten- bis Viertelstundentakt. Experten weisen auf unterschiedliche Prognosen zu einem möglichen Ende des Phänomens hin. Folgende Varianten werden diskutiert:

  • Es ereignet sich ein Hauptbeben der Stärke 6 und mehr, wodurch sich die aufgebaute Spannung abbaut und langsam aber sicher Ruhe einkehrt.
  • Die Erdbebenserie dauert wochen- oder sogar monatelang an und klingt irgendwann einfach langsam ab.
  • Die Erdbebenserie mündet in einen gewaltigen Stoß der Stärke 7 und mehr - die Folge wären Tsunamis, schwere Schäden und womöglich Tote.
  • Die ständigen Erdbeben wecken die zwei großen Vulkane der Region und es kommt zu Vulkanausbrüchen. Die Auswirkungen hängen dann davon ab, wie stark solch ein Ausbruch wäre.

Eins haben die verschiedenen Szenarien gemein: Niemand kann verbindlich sagen, wann sie eintreten.

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UPDATE 2 / 5. Februar 

Die 94-jährige Flora auf dem Weg zur Fähre zum griechischen Festland. | Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa
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Rund 11.000 Santoriner sind von der Insel geflohen. Aus Sorge vor Plündereien patrouilliert die Polizei in den leeren Gassen der Ortschaften. Derweil bebt es unvermindert weiter.

Athen/Santorini (dpa) - Wegen der andauernden Erdbebenserie nordöstlich der Ferieninsel Santorini haben mittlerweile zwei Drittel der rund 16.000 Einwohner das Eiland verlassen. Aus Sorge vor Plündereien werden die leeren Gassen der Ortschaften verstärkt von der Polizei kontrolliert, berichtete der Nachrichtensender ERTnews.

Das Ministerium für Bürgerschutz verstärkte derweil die Einsatzkräfte auf den betroffenen Inseln Santorini, Ios, Amorgos und Anafi. Feuerwehrleute, aber auch Rettungskräfte mit Suchhunden sind vor Ort, ebenso Mitarbeiter der Elektrizitätswerke, die im Falle eines Stromausfalls nach einem starken Beben große Generatoren betreiben können, sagte Regierungssprecher Pavlos Marinakis.

In der Nacht gab es weiterhin Beben im Minuten- bis Viertelstundentakt. Seismologen und Geologen weisen auf unterschiedliche Prognosen zu einem möglichen Ende des Phänomens hin. Folgende Varianten werden diskutiert:

  • Es ereignet sich ein Hauptbeben der Stärke 6 und mehr, wodurch sich die aufgebaute Spannung abbaut und langsam aber sicher Ruhe einkehrt.
  • Die Erdbebenserie dauert wochen- oder sogar monatelang an und klingt irgendwann einfach langsam ab.
  • Die Erdbebenserie mündet in einen gewaltigen Stoß der Stärke 7 und mehr - die Folge wären Tsunamis, schwere Schäden und womöglich Tote.
  • Die ständigen Erdbeben wecken die zwei großen Vulkane der Region und es kommt zu Vulkanausbrüchen. Die Auswirkungen hängen dann davon ab, wie stark solch ein Ausbruch wäre.
  • Eins haben die verschiedenen Szenarien gemein: Niemand kann verbindlich sagen, wann sie eintreten.

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UPDATE:
Die Erdbeben in der Region der Ferieninsel werden tendenziell immer stärker, sagen Seismologen. Erstmals hat nun ein Beben die Stärke 5 erreicht. Das haben auch die Athener gemerkt.

Athen/Santorini (dpa) - Ein kurzes Rütteln und Wackeln, dann war es schon wieder vorbei: Viele Menschen in Athen haben am Nachmittag ein Erdbeben gespürt. Es waren die Ausläufer eines der jüngsten Beben in der Region um die Ferieninsel Santorini - rund 230 Kilometer entfernt.

Dort bebt die Erde derzeit fast im Zehn-Minuten-Takt. Das jüngste, mit Stärke 5 bislang stärkste Beben der seit zwölf Tagen andauernden Erdbebenserie in der Region bestätigt die Annahmen von Seismologen, wonach das beunruhigende Phänomen in der Ägäis zunächst noch an Stärke zulegen wird - bis es schließlich zu einem Hauptbeben kommt und sich die Lage entspannt. Wann das so weit sein wird und wie stark dieses Hauptbeben ausfallen könnte, vermag jedoch niemand vorherzusagen.

Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes

Auf Santorini beginne die Urlaubssaison erst im März, man habe noch keine Gäste auf der Insel, heißt es bei Tui, Dertour, Alltours und dem Deutschen Reiseverband. Man behalte die Lage im Blick und verfolge die Experteneinschätzungen. Maßgabe sei grundsätzlich der Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes und der örtlichen Behörden, teilte Dertour mit. «Die Präventionskonzepte aus Griechenland sind äußerst gut, das haben auch die vergangenen Jahre gezeigt.» So erhielten die Menschen bei Gefahren wie Erdbeben, Überschwemmungen, schweren Unwettern und Waldbränden Warn- und Evakuierungsmeldungen per SMS aufs Smartphone.

Vor allem Frauen, Kinder und Ältere verlassen die Region. | Foto: Socrates Baltagiannis/dpa
  • Vor allem Frauen, Kinder und Ältere verlassen die Region.
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Santorini/Athen (dpa) - Am zwölften Tag der unheimlichen Erdbebenserie auf der beliebten Ferieninsel Santorini und den umliegenden Eilanden verlassen weiterhin viele Menschen die Region. Allein von den rund 16.000 Einwohnern Santorinis soll mehr als ein Drittel nach Athen und zu anderen Festlandsorten geflohen sein, berichten griechische Medien. Unter den Passagieren auf den großen Fähren sind vor allem Frauen und Kinder.

In der Nacht wurden erneut zahlreiche Erdstöße gemessen. Der stärkste erreichte eine Stärke von 4,9. Beben dieser Größenordnung sind für die Insulaner noch nicht gefährlich und auch nicht selten. Es ist die dichte Taktung, die die Menschen in Angst versetzt - und die Frage, auf welche Weise das Phänomen enden wird.

Nach wie vor rechnen griechische Seismologen damit, dass das Hauptbeben noch bevorsteht. Erst anschließend könne gesagt werden, ob sich die aufgestaute seismische Energie in der Region entladen habe. Die Stärke solch eines Bebens könnte bei 5,5 bis 6 liegen. In diesem Bereich sind die Gefahren weiterhin verhältnismäßig gering; gefährdet seien dann vor allem schlecht gebaute Häuser, heißt es. Allerdings kann niemand mit Sicherheit sagen, ob ein Hauptbeben auch die Stärke 7 erreichen könnte - dann wäre mit massiven Schäden zu rechnen.

Sonderflüge 

Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini blieb groß. Fluglinien richteten Sonderflüge ein, Reedereien schickten zusätzliche Fähren. «Ich habe seit Tagen nicht geschlafen, die Kinder und die Frauen weinen, es bebt alle fünf Minuten», sagte ein Mann, der einen Platz auf der Fähre Blue Star 1 nach Athen ergattert hatte, zu Journalisten. Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos fliehender Menschen. «Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land», klagte eine Frau.

Unter den Fachleuten herrscht Rätselraten über die ungewöhnliche Erdbebenserie. «Noch nie haben wir ein Phänomen so vieler Erdbeben binnen so kurzer Zeit registriert», sagte Geologie-Professorin Evi Nomikou dem Nachrichtensender Skai.

Gefahr durch Unterwasservulkan

Sorgen bereitet den Wissenschaftlern, dass durch die andauernden Beben der große Vulkan Kolumbos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Er hatte im Jahr 1650 bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer angerichtet.

Rettungskräfte sind bereits vor Ort - nun heißt es Abwarten. | Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa
Anwohner verlassen die Insel. | Foto: Socrates Baltagiannis/dpa
Vor allem Frauen, Kinder und Ältere verlassen die Region. | Foto: Socrates Baltagiannis/dpa
Die 94-jährige Flora auf dem Weg zur Fähre zum griechischen Festland. | Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa
Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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