Für diese Tierarten war 2022 kein gutes Jahr
Es gibt aber auch Gewinner
BERLIN (dpa/vs) - Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit verschwinden weltweit jedes Jahr viele Tierarten vom Planeten Erde. Für die meisten Ursachen sind Menschen verantwortlich. Sie gefährden damit auf längere Sicht auch ihre eigenen Existenzgrundlagen.
Fische in der Oder und bestimmte Insekten: Zu den Verlierern des Jahres in der Tierwelt gehören aus Sicht der Umweltstiftung WWF auch Bestände in Deutschland.
Das geht aus der Jahresendbilanz der Organisation vom Donnerstag hervor. Mit gefährdeten Tieren aus anderen Weltregionen stehen die ausgewählten Verlierer demnach stellvertretend für das Schicksal Tausender Arten. Mehr als 42.100 Tier- und Pflanzenarten stünden mittlerweile als bedroht auf der Roten Liste. Der WWF benennt aber auch Gewinner - und somit etwa Beispiele für erfolgreichen Schutz.
Als Verlierer listet der WWF unter anderem:
- Rentier: Aus einer Million Tieren habe die weltweit größte Population wildlebender Rentiere in der Taimyr-Region in der russischen Arktis im Jahr 2000 noch bestanden. Inzwischen sei es noch ein Viertel davon. Insbesondere die Klimakrise und Wilderei bedrohten die Tiere, hieß es von der Stiftung.
- Schwebfliege: Die wichtigen Bestäuber seien in Europa durch Landnutzungswandel, Pestizide und die Klimakrise gefährdet. Rund 315 von 890 Arten in Europa seien bedroht, hieß es unter Berufung auf die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN).
- Breitmaulnashorn: Für diese Tieren mit ihren gefragten Hörnern seien vor allem Wilderer die Gefahr: In Afrika seien die Bestände in den vergangenen neun Jahren von 20.600 auf knapp 16.000 gesunken.
- Kaiserpinguin: Schritte für den besseren Schutz seien 2022 ausgeblieben, kritisiert der WWF. «Bei den derzeitigen Treibhausgasemissionen drohen zwischen 80 und 100 Prozent aller bekannten Kaiserpinguin-Kolonien bis 2100 nahezu zu verschwinden.»
- Oderfische und Störe zählt der WWF zu den großen Verlierern 2022. Die «menschengemachte Katastrophe» vom Sommer sei auch ein Rückschlag gewesen für die Wiederansiedlung des Baltischen Störs, weil Tausende Jungfische verendeten. Probleme gebe es auch anderswo: Mit Blick auf IUCN-Daten schreibt der WWF, dass der Schwertstör seit diesem Jahr weltweit, der Jangtse-Stör in freier Wildbahn und der Glattdick als in der EU ausgestorben gelte.
Eine Auswahl der Gewinner:
- Tiger: In mehreren Ländern erholten sich die Bestände, hieß es. Besondere Erfolge verzeichne Nepal. Aber auch in Bhutan, Russland, China und Indien erholten sich Bestände gut.
- Bestimmte Haie und Rochen: Kürzlich sei ein besserer Schutz einiger Arten beschlossen worden, um Bestände nicht durch internationalen Handel zu gefährden. Das sei eine wichtige Entscheidung gewesen, denn ein Drittel der über 1200 Hai- und Rochenarten sei bedroht. Die mit Abstand größte Bedrohung sei die Überfischung.
- Buckelwal in Australien: Er sei wegen wieder deutlich gewachsener Zahlen von der dortigen Liste bedrohter Arten gestrichen worden. Es brauche dennoch mehr Schutz angesichts von Gefahren wie Fischerei, Schifffahrt und Umweltverschmutzung, forderte der WWF.
- Unechte Karettschildkröte. Die Bestände erholten sich, berichtet die Stiftung. In den USA und auf den Kapverden seien in letzter Zeit so viele Nester gefunden worden wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Der WWF hob hervor, dass im Fall einer weiter schnell wachsenden Naturzerstörung auch wir Menschen zu den großen Verlierern gehörten. Hoffnung mache das vor Weihnachten verabschiedete Abkommen zur Artenvielfalt beim Weltnaturgipfel im kanadischen Montreal. «Die Umsetzung muss jetzt klappen. Für die Rettung unseres Planeten bekommen wir keine zweite Chance», bekräftige WWF-Vorstand Christoph Heinrich.
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