Private Altersvorsorge in der Kritik
Verbraucherschützer fordern umfangreiche Reformen
REGION (dpa/vs) - Kostenintensiv und renditeschwach? - Die private Altersvorsorge mit Hilfe der sogenannten "Riester-Rente" ist aktuell wieder in die Kritik geraten. Jetzt fordern die Verbraucherzentralen von den Politikerinnen und Politikern eine umfassende Reform der privaten Altersvorsorge nach der Bundestagswahl.
Der Chef des Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Egal, wie die nächste Regierungskonstellation aussieht, es gibt die Chance auf einen Neustart." Erforderlich sei ein neues Angebot, das erstmalig aus Verbrauchersicht renditestark, kostenarm und wesentlich besser sei als derzeitige Riester-Angebote.
Gibt es Alternativen zur Riester-Rente?
Müller sprach von einem Trauerspiel: "Es werden von der Versicherungswirtschaft Produkte verkauft, die nur wegen der Riester-Förderung einigermaßen lukrativ sind, aber ansonsten viel zu unrentierlich." Immer mehr Kunden entschieden sich, Verträge nicht weiter zu besparen.
Private Vorsorge müsse effizient und möglichst kostenarm sein. "Jedes Zehntel Prozentpunkt Kosten ist über 30, 40 Jahre ein Renditekiller und produziert nachher nur Enttäuschung", sagte der vzbv-Chef. Eine Umstellung auf aktienbasierte Modelle sei vernünftig, dies zeigten Untersuchungen der Stiftung Warentest, von Forschungsinstituten und Erfahrungen im Ausland: "Wenn ich 25, 30, fast 40 Jahre Zeit habe, dann ist es unter dem Strich das renditestärkste und auch das sicherste Produkt, was momentan verfügbar ist."
Auch die Arbeitgeber wären in der Pflicht
Die Verbraucherzentralen werben seit längerem für ein staatlich organisiertes Standardprodukt und haben ein Konzept für eine "Extrarente" vorgelegt. Arbeitnehmer sollen demnach automatisch über ihren Arbeitgeber in die Vorsorge einzahlen - es sei denn, sie widersprechen. Ein öffentlicher Träger soll dann über Ausschreibungen Fondsmanager beauftragen, das Geld am Kapitalmarkt anzulegen. So soll auf Vertriebskosten und Provisionen verzichtet werden können.
Müller sagte, es müsse einen Vertrauensschutz für laufende Riester-Verträge geben. Der Staat müsse sich an Förderzusagen über die nächsten Jahrzehnte halten. Nötig sei aber auch eine Wechselgarantie. "Jemand, der bisher mit Riester gespart hat, muss die Chance haben, in dieses Standardprodukt wechseln zu können."
Große Versprechnungen in den Wahlprogrammen
Der Verbraucherschützer nannte es "einen Riesenschritt nach vorn", dass CDU/CSU, FDP, Grüne und SPD sich in den Wahlprogrammen für ein neues und besseres Vorsorgeangebot für Verbraucher einsetzten. "Es gibt Unterschiede im Detail, aber im Ziel ähnliche Vorstellungen."
Müller betonte zugleich vor allem mit Blick auf Menschen mit knappem Geldbeutel: "Man darf nicht naiv sein. Die gesetzliche Rente ist für alle Menschen die Basisabsicherung." Sie müsse die starke Säule der Altersvorsorge bleiben und noch gestärkt werden, insbesondere für Verbraucher im Niedriglohnsektor.
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