Zeitlos cool
Ringo Starr mit neuem Country-Album
LONDON (dpa/mue) - Sein Look ist so ikonisch wie er selbst: Schlank, sportlich, mit schwarz gefärbten Haaren und Bart sowie der obligatorischen Sonnenbrille strahlt Ringo Starr eine zeitlose Coolness aus.
Seine 84 Jahre merkt man dem Ex-Beatle wahrlich nicht an. «Das liegt alles am Brokkoli. Ich esse fast zu jeder Mahlzeit Brokkoli», scherzt die Musiklegende im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. «Und hey, ist doch großartig, dass meine Haare ihre Farbe behalten haben. Keine Ahnung, wie das passiert.» Er grinst verschmitzt. Natürlich mache er auch Sport, betont der Mann, der eigentlich Richard Starkey heißt, den aber seit Jahrzehnten alle nur noch Ringo nennen. «Ich habe einen Trainer und versuche, in Bewegung zu bleiben.» Außerdem - das ist vielleicht noch wichtiger - spielt er immer noch regelmäßig Schlagzeug. Die nächste Tournee mit seiner All Starr Band, einer Gruppe von wechselnden Topmusikern wie Steve Lukather (Toto) oder Colin Hay (Men At Work), ist schon gebucht. Jetzt erscheint nach mehreren EP's wieder ein neues Studioalbum von Ringo Starr: «Look Up» ist eine Country-Platte, und anlässlich der Veröffentlichung gibt er im Januar zwei Konzerte im Ryman-Auditorium von Nashville. «Als ich ein Teenager war und Musik immer wichtiger für mich wurde, hab ich das erste Mal Country-Musik gehört, und ich habe es sofort geliebt», erinnert sich der Ex-Beatle. «Ich mochte die Emotionen darin, diese besondere Art, wie Country-Sänger ihre Geschichten erzählen.» Die große Leidenschaft für das Genre hat er sich bis heute bewahrt.
Country schon immer eine Leidenschaft
Schon einmal, kurz nach der Trennung der Beatles 1970, hatte der Schlagzeuger und Sänger in der Country-Hochburg Nashville eine LP mit Country- und Western-Musik aufgenommen. Mit «Beaucoups Of Blues» - seiner zweiten Soloscheibe überhaupt - überraschte Ringo damals die Beatles-Fans. Die Stiländerung stieß aber in Großbritannien auf wenig Gegenliebe. Ob es 55 Jahre später mit seinem 21. Studioalbum besser läuft? «Ich sehe das Album auf Platz eins», sagt er und lacht. «Aber wenn nicht, mache ich einfach weiter.» Auf die Frage, ob es ihm nach seiner langen und erfolgreichen Karriere immer noch etwas bedeute, ein neues Album zu veröffentlichen, schüttelt er überraschend den Kopf. «Nein!» Denn er habe ursprünglich gar nicht die Absicht gehabt, ein Album zu machen. Das habe sich erst aus einem zufälligen Treffen mit Musikgenie T Bone Burnett ergeben. Auf Ringos Bitte, ihm einen Song für eine neue EP zu schreiben, schickte ihm Burnett nämlich gleich neun Songs und wurde Produzent des Albums. «So ist das in meinem Leben, Dinge passieren zufällig, und dann triffst du die richtige Entscheidung», sagt Ringo. Er sei wirklich stolz auf das Album. «Ich finde, wir haben beide wirklich gute Arbeit geleistet. Ich klinge gut, ich habe gut gespielt, und er hat alle anderen Musiker geholt, und jeder spielt fantastisch.»
Entspanntes Spätwerk des Ex-Beatles
Vom schwungvollen Opener «Breathless» über die sanften Klänge der charakteristischen Pedal-Steel-Gitarre in «I Live For The Moment» bis zum Duett «Thankful» mit Country-Superstar Alison Krauss: «Look Up» ist ein routiniertes, unaufgeregtes Album. Und das ist positiv gemeint. Besonders schön ist die Ballade «Time On My Hands» mit der grandiosen Zeile: «I thought it was forever, but she had other plans» («Ich dachte, es wäre für immer, aber sie hatte andere Pläne»).
Im echten Leben sieht es anders aus. Seit über 40 Jahren ist Ringo glücklich mit Barbara Bach (77) verheiratet. Die Schauspielerin weicht kaum von seiner Seite. «Wir haben einen Film zusammen gedreht ("Caveman – Der aus der Höhle kam") und ich hab mich in sie verliebt», erinnert sich Ringo. «Seitdem sind wir zusammen. Ich wache jeden Morgen auf und denke: Sie ist immer noch hier. Gut!» Den Song «Thankful» («Dankbar») hat er seiner Barbara gewidmet.
Schlagzeuger immer noch Traumberuf
Dankbar ist der 84-Jährige auch, dass er selbst immer noch hier und im Geschäft ist - nach einer jahrzehntelangen Musikerlaufbahn, die in Liverpool begann und ihn über die Reeperbahn in Hamburg schließlich nach Kalifornien führte: Von der Band Rory Storm And The Hurricanes zu Weltruhm mit den Beatles und einer langen Solokarriere. «Ich habe Glück», sagt der Brite, der heute überwiegend im sonnigen Beverly Hills lebt. Als Teenager habe er den Traum gehabt, Schlagzeuger von Beruf zu werden. 70 Jahre später sei das immer noch ein Traum für ihn. «Ich bin ein Musiker und darf mit Leuten Musik machen, mit anderen Bands spielen», schwärmt er. «Ich habe mit der größten Band der Welt gespielt, ich war ein Teil davon. Und jetzt spiele ich immer noch.» Brokkoli sei Dank.
Autor:Uwe Müller aus Nürnberg |
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