Regelmäßig drehen für ein längeres Leben: So laufen Straßenbahnräder wieder rund!

Blick auf die mobile Unterflurdrehmaschine, die noch bis Ende November im Einsatz ist. | Foto: VAG/Claus Felix
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  • Blick auf die mobile Unterflurdrehmaschine, die noch bis Ende November im Einsatz ist.
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VAG beschafft neue Unterflurdrehmaschine für Straßenbahnräder

NÜRNBERG (pm/nf) -  Der Verschleiß ist programmiert: Die Stahlräder der Straßenbahn rollen über Stahlschienen, übertragen Anfahr- und Bremskräfte. Die Spurkränze an den Rädern führen die Straßenbahn exakt in den Gleisen, über Weichen und durch Kurven hindurch, aber auch das nicht ohne Wirkung. Scheint das Rad auf den ersten Blick rund, so entpuppt es sich bei millimetergenauem Vermessen als Vieleck. Je höher die Laufleistung, umso mehr. Deshalb kommen alle 48 Straßenbahnen der VAG Nürnberg regelmäßig in die Straßenbahnwerkstatt in der Heinrich-Alfes- Straße, um ihre Räder wieder in Form bringen zu lassen.

Auch Schäden an den Rädern, zum Beispiel nach einer Notbremsung können Ursache für einen Werkstattaufenthalt sein.Damit die Räder der Straßenbahnen auch künftig überarbeitet werden können, hat die VAG heute, Dienstag, 26. September 2017, eine neue Unterflur-Radsatzdrehmaschine per Tieflader geliefert bekommen. Bis Ende November wird es dauern, bis die Installation, die Schulung des VAG-Personals und der Probebetrieb abgeschlossen sind und sie ihre Arbeit aufnehmen kann. Solange ist eine gemietete mobile Radsatz-Drehmaschine im Einsatz, die im Juli in einer anderen Halle aufgebaut wurde. Dies, um die Zeit zwischen dem Ausbau der alten und der Betriebsaufnahme der neuen Unterflurdrehmaschine zu überbrücken. 

Das Profil der Straßenbahnräder muss alle zwei bis drei Monate überprüft und wieder in eine möglichst optimale Form gebracht werden. „Nach etwa 15.000 Kilometern Laufleistung ist der Zeitpunkt gut gewählt, um die Form der Räder anzupassen“, erläutert Christian Netter von der VAG- Werkstatt für Schienenfahrzeuge. Er ist gemeinsam mit seinem Kollegen Manuel Denk für die Beschaffung der neuen Radsatzbearbeitung verantwortlich. Die Instandhaltung der Räder sei ein wichtiger Teil der Fahrzeuginstandhaltung, so Netter. Je besser die Räder überarbeitet werden könnten, umso länger liefen sie und umso kostengünstiger sei die Instandhaltung insgesamt, ergänzt sein Kollege. Die neue Unterflurdrehmaschine, so verspricht der Hersteller, soll die Räder noch optimaler reprofilieren.

Für die Kunden und Anwohner haben optimale – runde – Radprofile den Vorteil, dass die Bahnen ruhiger und leiser rollen.CNC-gesteuert mit automatischem Messsystem
Die neue Unterflurdrehmaschine wird in einer Grube montiert, mit dem Werkstattgleis verbunden und befindet sich letztlich unter dem Fahrzeug, daher auch die Bezeichnung Unterflur. Die Straßenbahnen fahren über die Maschine hinweg. Sie kann die Räder im eingebauten, aber auch ausgebauten Zustand bearbeiten. Es werden immer die zwei Räder eines Radsatzes gleichzeitig abgedreht, damit deren Einzelwerte möglichst optimal aufeinander abgestimmt werden können. Die Räder einer Straßenbahn fahren sich nämlich nicht gleichmäßig ab. Je nachdem, wo sie eingebaut sind, am Anfang oder Ende oder zur Mitte des Fahrzeuges hin, wirken die Spurführungs- und Bremskräfte anders.
Im Gegensatz zur alten Anlage aus dem Jahr 1997, die noch aus dem früheren Depot an der Maximilianstraße umgezogen worden war, dreht die neue Radbearbeitungsanlage die
Räder ab, fräst nicht, was insgesamt schonender, ergonomischer und sicherer von statten geht. Räder und Drehwerkzeug bewegen sich dabei.

Die Radbearbeitungsanlage verrichtet dabei auf den Zehntelmillimeter genaue Feinstarbeit. Der Mitarbeiter an der Maschine bekommt von dieser exakte Messdaten für jedes Rad und einen Vorschlag zur Korrektur. Diesen kann er annehmen oder optimieren. Hier kommt seine Erfahrung ins Spiel, denn bei jedem Fahrzeugtyp müssen die Räder etwas anders profiliert werden, damit sich der Verschleiß nur langsam entwickelt. Manuel Denk über die Anforderungen: „Auch die Schienen verschleißen und werden regelmäßig wieder in Form gebracht. Ziel ist ein möglichst optimales Profil, damit Rad und Schiene ideal zusammenpassen.“ Die neue Maschine werde nicht nur exakter, sondern auch schneller arbeiten. Anfallende Späne werden über ein Förderband in einem Container gesammelt.

Von der alten Maschine musste sich die VAG verabschieden, weil es keine Ersatzteile mehr gab. Die neue Unterflurdrehmaschine wiegt circa 16 Tonnen und misst in der Länge 1,9 Meter, in der Breite 4,5 Meter und in der Höhe 2,3 Meter. Mit der Leihgebühr für die mobile Radbearbeitungsmaschine investiert die VAG in diesem Jahr rund 1,1 Millionen Euro. Das Gesamtprojekt sieht auch den Austausch der Unterflur-Radsatzdrehmaschine in der U-Bahn-Werkstätte 2018 vor. 

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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